Theater am NKG – „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ von Charles Lewinsky

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Diesem Motto fühlte sich unsere Schule schon lange vor der Verleihung des offiziellen Titels, der seit einiger Zeit an unserem Haupteingang zu sehen ist, verpflichtet. Ein Blick auf die aktuellen Berichte über Anschläge auf Synagogen, Angriffe auf Kippa tragende Juden in den Städten und zunehmendem Alltagsantisemitismus zeigt, dass das Thema aktueller kaum sein könnte.

In diesem Sinne haben wir nun schon zum zweiten Mal den Schauspieler Matthias Klösel mit dem Ein-Mann-Stück „Ein ganz normaler Jude“ von Charles Lewinsky an unsere Schule eingeladen.

Der jüdische Journalist Emanuel Goldfarb will im Nachkriegsdeutschland nichts anderes, als ein ganz gewöhnliches Leben führen, eben als „ganz gewöhnlicher Jude“. Die Einladung eines Lehrers, vor einer Schulklasse über sein Leben als Jude zu sprechen, wird für ihn zum Anlass, über sein Leben zu resümieren. Als Nachkomme einer vertriebenen und getöteten Generation versucht er in Deutschland wieder eine Heimat zu sehen –hin und hergerissen zwischen Anpassung und trotziger Betonung seiner jüdischen Herkunft und Traditionen. 

Meisterhaft zeigte Matthias Klösel in dem monologischen Stück die Suche Goldfarbs nach dem eigenen Selbstverständnis in einer Gesellschaft, die ihn entweder durch Antisemitismus, oder durch betonte Judenfreundlichkeit immer noch zum Außenseiter, zum Vertreter einer vom Aussterben bedrohten Art, macht. 

Nach der 50-minütigen beeindruckenden Aufführung hatten die Schülerinnen und Schüler der 9.Klassen die Möglichkeit Fragen zu stellen. Matthias Klösel erzählte dem interessierten Publikum von seinen Erfahrungen mit dem Stück und den Reaktionen jüdischer und nichtjüdischer Zuschauer. Schüler und Lehrer verließen dieses emotional mitreißende Theatererlebnis gleichermaßen begeistert und nachdenklich.

Iris Schneider